Abgebrochen

Es ist keine Schande sondern ein Zeichen von guter Seemannschaft, wenn man seine Pläne spontan ändert oder gar einen Törn abbricht, weil Wetter, Wind und Wellen viel stärker sind, als man vorher annahm. Aber gilt das auch andersrum?

Letzten Donnerstag wurden auch wir vom Unwetter „Lambert“ überlaufen. Zum Glück lagen wir da noch im sicheren Hafen und konnten unter der Kuchenbude hockend den starken Regen bestaunen (dass ich vergaß, ein Fenster zu schliessen, ist ein anderes Thema…). Am nächsten Morgen sollte es losgehen nach Helgoland. Da regnete es noch immer. Okay, irgendwann wird es aufhören. Größere Sorge machte mir der Wind, der einfach nicht wie versprochen auf Südwest drehte sondern beharrlich aus Nord wehte. Die Richtung, in die wir segeln wollten. Die Planung bzgl. Abfahrt und Tide war eh schon recht knapp kalkuliert und dann gab es eine kleine „höhere Gewalt“, die der Entscheidungswaage den entscheidenden Trend gab: Der Zug, mit dem unser Gast anreiste, hatte Verspätung. In Absprache mit dem Gast verschoben wir den Start nach Helgoland um einen Tag. Heute würden wir – nach dem Regen – auf die Weser raus und dort etwas Segeln. Ihm wars Recht, er war noch nie segeln. Anschliessend ankerten wir noch bei Blexen Reede, ein schönes Erlebnis.

Samstag war dann Sommerwetter und laut Vorhersagen kommt später noch passender Wind. Aber den Weg über die Außenweser mussten wir unter Maschine fahren. Stundenlang. Wir kamen am Leuchtturm „Roter Sand“ vorbei, der Tidenstrom kenterte und noch immer kein Wind. Wir würden unter diesen Bedingungen noch um die sechs Stunden brauchen, hatten schon vier Stunden hinter uns, die Sonne brannte erbarmungslos und der Motor brummte die ganze Zeit durch. Kein Wind. Noch blöder: Am nächsten Tag müssten wir gegen neun Uhr los und auch da war Flaute angesagt. Also nach wenigen Stunden Aufenthalt wieder stundenlang zurückmotoren? Keine Erfreuliche Aussicht. Ich besprach mich mit dem Gast, listete die Fakten auf und kurzerhand entschieden wir, umzudrehen. Gleich waren wir statt 3,3 Knoten über 6 kn schnell.
So waren wir gegen 16 Uhr wieder vor der Schleuse, nachdem wir noch Seehunde sahen und einen Schweinswal, Containerriesen, Schlepperverkehr usw.

Fazit: Das Wetter kann auch zu schön zum Segeln sein und im Gezeitenrevier gibt eben die Tide die Planung vor. Schön war es dennoch!

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